
Ich liebe diesen Verein“
erstellt 09.02.04, 06:50h
Daniel Janssen (32) ist seit dem 1. Januar Spielertrainer des Fußball-Oberligisten SCB Viktoria Köln. Oliver Löer sprach mit dem ehemaligen Profi über seine Karriere als Fußballer sowie Ziele und Vorstellungen vom Trainergeschäft.
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Janssen, wie fällt Ihr erstes Fazit nach nunmehr fünf Wochen als Spielertrainer von Viktoria Köln aus?
DANIEL JANSSEN: Durchweg positiv, wenngleich ich die Mannschaft ja gerade mal in einem Spiel beim 1:0 gegen Leverkusen betreut habe. Das war natürlich ein super Einstand für mich und mein Team. Bisher macht der Job also wirklich Spaß.
Eigentlich sollten ja Stephan Engels und Franz Wunderlich, die in der neuen Saison die Viktoria coachen werden, bereits zur Rückrunde geholt werden. Empfinden Sie sich deshalb als eine Art Notlösung?
JANSSEN: Nee, nee, auf keinen Fall. Es ist halt immer schwierig, einen Trainer für ein halbes Jahr zu bekommen. Und da ich in Zukunft eh ins Trainergeschäft einsteigen will, war ich mir für diese Interimsgeschichte auch nicht zu schade. Außerdem habe ich dem Klub auch eine ganze Menge zu verdanken.
Das müssen Sie jetzt aber genauer erklären.
JANSSEN: Dass mich Matthias Hönerbach (ehemaliger Trainer der Viktoria, die Red.) nach meiner schweren Knorpelverletzung im Sommer überhaupt noch wollte, fand ich schon sauber. So was vergisst man eben nicht so schnell.
Jetzt ist aber nicht mehr Matthias Hönerbach, sondern Daniel Janssen Trainer. Was hat sich für Sie seit der Amtsübernahme geändert?
JANSSEN: Klar ist das nicht ganz einfach, sowohl als Spieler auf dem Platz zu stehen und dann auch noch die Mannschaft als Trainer zu leiten. Manchmal ist das schon ganz schön stressig. Von der Anerkennung her ist das aber auf keinen Fall ein Problem, weil ich in der Vorrunde sowieso schon Kapitän war.
Wie würden Sie sich selbst als Trainer beschreiben?
JANSSEN: Och, ich denke, da musst du immer eine gute Mischung finden. Im Training haben wir oft Spaß zusammen, andererseits müssen die Jungs natürlich auch genau wissen, wie weit sie bei mir gehen können und wo es lang geht. Ich denke aber schon, dass ich eher der sachliche Typ und nicht der Schreihals bin.
Sie haben bereits als Jugendlicher für Viktoria Köln gespielt. Welche Bedeutung hat der Verein für Sie persönlich?
JANSSEN: Die Viktoria ist ein super Traditionsklub. Irgendwie liebe ich den Verein total, weil ich hier eine ganze Menge erlebt habe. Damals haben wir im DFB-Pokal mal Waldhof Mannheim aus der Zweiten Liga weggehauen, das war ziemlich geil. Hier sind alle familiär drauf, ich treffe viele ältere Herrschaften, die ich noch von früher kenne, echt nett.
Seit einigen Jahren rumort es im Klub jedoch ganz gewaltig. Vor allem in finanzieller Hinsicht sorgt der Verein immer wieder für Schlagzeilen. Stört das einen Trainer bei seiner sportlichen Arbeit?
JANSSEN: Bisher kann ich mich nicht beklagen, wir kriegen hier alle pünktlich unsere Gehälter, da muss man den Verantwortlichen echt Anerkennung zollen. Was vorher passiert ist, interessiert mich eigentlich nicht besonders, wenngleich ich die Probleme mit dem Geld auch von anderen Vereinen kenne. Beim Bonner SC habe ich vor einigen Jahren drei Monate keine Kohle bekommen und bin dann abgehauen.
Sie haben für Fortuna Düsseldorf nur ein Jahr als Profi gespielt. Warum hat es nicht zu mehr gereicht?
JANSSEN: Ich war damals erst 22 Jahre alt und dachte mir eben, dass ich es jetzt geschafft habe. Da war ich halt zu schnell zufrieden. Als wir dann 1995 in die Bundesliga aufgestiegen sind, wurde mein Vertrag leider nicht verlängert. Ich hatte dann zwar noch ein Angebot von Carl-Zeiss Jena, da wollte ich aber nicht hin. Letztlich war das schon interessant mit Spielern wie Frank Mill, Thomas Brdaric und Georg Koch in Düsseldorf zu kicken und unter einem so verrückten Trainer wie Aleksandar Ristic zu trainieren.
Warum verrückt?
JANSSEN: Na ja, der war schon ganz schön schräg, obwohl ich einen wahnsinnigen Respekt vor ihm hatte. Nach außen war der immer total lässig, intern hat Ristic aber auch mächtig draufgehauen. Leider hat er mit den jungen Leuten wenig gesprochen, das war schon ein Problem. Nur, wenn er bei fünf gegen zwei in meiner Mannschaft war, hat er auf mich eingeredet. Dann habe ich mich immer so verrückt gemacht, dass mir überhaupt nichts mehr gelungen ist.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger